Spannende Einblicke in die IPA Konvoi-Fahrt nach Gambia
Nachfolgend ein Bericht von Mitglied Robin Böddicker. Viel Spaß beim lesen!:
Vor ca. drei Monaten begann für mich die „Operation Zephyr 2022“ und damit eine spannende Zeit und eine Erfahrung die ich in meinem Leben nicht vergessen werde.
Alles nahm seinen Anfang mit einer IPA- News Mail von Harald Reineking. Betreff: IPA sucht Fahrer für eine Fahrt nach Gambia.
Anbei befand sich ein Flyer in welchem ganz kurz erklärt wurde, worum es bei der Op-Zephyr gehen soll.
„Die britische Sektion der International Police Association [IPA] organisiert mit ihren Freunden eine Hilfsmission für Gambia. Hierbei sollen circa 30 Krankenwagen auf dem Landweg per Konvoi in das Land gebracht und an die dortigen Krankenhäuser gespendet werden.“
Als langjähriges IPA-Mitglied habe ich auf so eine Anfrage immer gewartet und war sofort neugierig.
Das Motto der IPA: „Servo per Amikeco“ (Dienen durch Freundschaft) konnte nun auch für mich in die Tat umgesetzt werden.
Ich habe dann den britischen Organisatoren eine E-Mail geschrieben und bin auch mit der IPA Lippe und IPA Deutschland in Kontakt getreten. Nach einigen Mails und Telefonaten stand für mich fest, ich möchte die Operation unterstützen.
Für mich galt es nun Urlaubstage zu verschieben, Sonderurlaub zu beantragen und vor allem Spenden zu generieren. Jeder Teilnehmer verpflichtete sich rund 3.000€ aufzubringen. Entweder durch Spenden oder aus eigener Tasche. Das Geld diente der Finanzierung der Operation für Fahrzeugankauf, Kraftstoff, Reparaturen, Visum, Überführungskosten und der weiteren Logistik. Für all diese Aufgaben blieben mir nunmehr knapp 2,5 Monat.
Der Sonderurlaub wurde mit der Unterstützung meiner Vorgesetzten und der Abteilungsleitung befürwortet und genehmigt. Die 5 Tage Sonderurlaub konnten es mir dann ermöglichen die feste Zusage für das Projekt zu geben.
Meine umfangreichen Bemühungen bei allen Hilfsorganisationen, Krankenfahrdiensten, den Feuerwehren und sogar der Bundeswehr etwaige Fahrzeuge zu organisieren, blieb aufgrund der Ukraine Krise leider erfolglos. Es war für mich unmöglich einen Rettungswagen zu organisieren, da bereits in den vergangenen Monaten alle zur Verfügung stehenden Fahrzeuge an die Ukraine gespendet wurden.
Durch die wahnsinnige Unterstützung von Freund*innen, Bekannten, Familie und Kolleg*innen auf meiner „GoFundMe“-Spendenkampagne und durch die Zuschüsse der IPA, konnte ich auch die Finanzierung des Projektes stemmen. Auch hier erneut ein riesengroßes Dankeschön für alle Spenden und die finanzielle Unterstützung!
Jetzt musste ich mich noch um diverse Impfen sowie die Malariaprophylaxe kümmern und es konnte quasi losgehen.
Im Vorhinein gab es Videomeetings und einiges an organisatorischen Dingen zu erledigen. Da die Planung so kurz vor dem Start, nunmehr eigentlich in der finalen Phase stecken sollte, so dachte ich, war ich sehr verwundert, dass die Sachlage und der genaue Ablauf noch unklar waren. Zumindest für einige von uns.
Ich habe immer wieder besorgte Anrufe aus der Gruppe erhalten, welche viele Fragezeichen aufwarfen und irgendwie beschlich uns das Gefühl, das ganze wird nun doch ein Abenteuer. „Naja, wird schon werden, richtig!?“
Irgendwann wurde ich dazu auserkoren die Routenplanung für die deutsche Etappe zu übernehmen, von der Abfahrt, bis zum Treffpunkt des Gesamtkonvois in Algericas. Viel Zeit blieb nicht und auch die Reisezeit war auf Grund der Unterschiedlichen Dienstzeiten und Urlaubsplanungen der deutschen Teilnehmerschaft sehr begrenzt. Erfahrungen hatte ich natürlich keine, aber durch die Unterstützung des Teams gab es dann auch eine Routenplanung.
Das große Durcheinander und die Ungewissheit wurden auch kurz vor der Abreise nicht deutlich besser. Von britischer Seite aus hieß es immer, die Rückflüge würden für das gesamte Team organisiert werden. Auf meine kurze Rückfrage bekamen wir dann knapp eineinhalb Wochen vor der Abreise die Antwort, für das gesamte deutsche Team wurden keine Flüge gebucht. Dies solle nun eigenverantwortlich geschehen. „Klasse, aber nun gut. Wer zurück will muss sich dann mal auf die Suche nach einem bezahlbaren Rückflug machen.“
Für mich begann die Reise am 13.09. Ich habe mich vom schönen Lippe auf die erste Etappe nach Bonn begeben, um dort den letzten Tag vor der Abreise bei meiner Freundin zu verbringen und die Strecke am Abreisetag nach Karlsruhe zu verkürzen.
Am 14.09. ging es dann richtig los. Für mich war der Treffpunkt der 297 km entfernte Flughafen Karlsruhe/ Baden-Baden. Dort habe ich meinen Pkw abgestellt und wurde durch Heiko und Heike in unserem Krankenwagen abgeholt. Zusammen setzten wir die Fahrt nach Besancon in Frankreich fort (282 km). Dort trafen wir zusammen mit dem zweiten deutschen Krankenwagen ein. Die andere Hälfte des deutschen Teams durfte leider noch eine Nacht in Deutschland improvisieren und blieb hinter uns zurück, da diese leider den halben Tag in einer Vollsperrung auf der Autobahn verbringen durften.
Nach dem Kennenlernen am ersten Abend und dem gemeinsamen Frühstück am Morgen ging es dann mit den zwei Fahrzeugen weiter, in das 893 km entfernte Barcelona. Dort wurden wir von der Nachtschicht der Bombers Barcelona, auf der Feuerwache im Hafengebiet, empfangen. Die Gastfreundschaft war hervorragend. Es wurden noch schnell Betten in das Ausbildungsgebäude getragen, wir haben gemeinsam Pizza bestellt und eine Führung über das Gelände erhalten. Nach der langen und Anstrengenden Fahrt haben wir uns sehr über die Annehmlichkeiten gefreut und wussten noch gar nicht, dass das für die meisten von uns vorerst die letzte Nacht in einem Bett werden sollte.
Das Ziel des nächsten Tages war es eine Polizeistation im spanischen Murcia zu erreichen. 585 km später wurden wir an der Stadtgrenze von den Kollegen der Motorradstaffel in Empfang genommen und zur Wache eskortiert. Dort wartete auch schon die zweite Hälfte des deutschen Konvois. Auch hier war der Empfang herzlich. Interessiert konnten wir der Führung über das Wachgelände und durch das hauseigene Polizeimuseum lauschen. Für die Nacht durften wir es unser Lager auf dem Boden der Sporthalle einrichten und anschließend ein Dinner in bester Restaurantqualität, in der Kantine genießen. Bei einem Bier lernten wir nun auch den Rest des deutschen Teams kennen und übergaben den spanischen Kollegen unsere Gastgeschenke.
Gemeinsam ging dann die letzte Etappe auf europäischem Boden, über 536 km, nach Algericas (Spanien). Dort konnten wir einen Abend am Strand und bei einem gemeinsamen Essen in einem Restaurant verbringen, bevor wir uns zum Sammelpunkt am Hafen begaben. Wir schlugen unser „Nachtlager“ auf dem belebten Hafenparkplatz zwischen den Fahrzeugen auf und knüpften die ersten Kontakte mit dem britischen Team. Die bevorstehende „Nacht“ war eher ein kurzes Nickerchen, da wir um 04:30 Uhr aufstehen und packen mussten. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch keiner, dass das der Anfang der Story „Gas stations and parking lots“ war.
Wir verabschiedeten uns von Europa, dem Daten-Roaming und dem Kontakt zur Heimat, fuhren mit unseren 18 Fahrzeugen und den insgesamt 56 Teilnehmer*innen auf die Fähre und waren nun richtig Teil der Op-Zephyr. Das Team bestand aus zwölf Deutschen, 41 aus Great Britain und drei Katalanen. Zusammen waren es überwiegend Polizist*innen und „Paramedics“ sowie zwei Mechaniker, davon alle, für die es möglich ist, Mitglieder in der IPA.
Auf der Fähre gab es dann Einreisepapiere, Passkontrolle und das erste gemeinsame Briefing. Kaffee, Gummibären und Müsliriegel später, kamen wir in Tanger an. Tanger Med ist der für den Handel wichtigste Seehafen Marokkos und was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, bis auf weiteres, unser neues Zuhause.
Nachdem wir, gegen 08:30 Uhr, mit dem Konvoi das Schiff verlassen hatten wurden wir auf einen Parkplatz gelotst. Dort haben wir dann erstmal gewartet, und gewartet, und gewartet. Den gesamten Vormittag passierte nichts. Die Organisatoren hatten versucht die Gründe zu erfragen und in Erfahrung zu bringen, wann und wie wir unsere Fahrt antreten können.
Um ca. 13:00 Uhr fuhr dann ein Bus am Parkplatz vor, die Konversation war kurz und beunruhigend. Sinngemäß:
„Steigt mal in den Bus.“
„Warum?“
„Der bringt euch zum Bahnhof.“
„Was sollen wir am Bahnhof?“
„Keine Ahnung, steigt ein.“
„Nein, warum?“
„Okay, dann nicht.“
Daraufhin fuhr der Bus wieder und die Verwirrung auf unserer Seite wuchs. Als der Bus dann etwa eine Stunde Später erneut kam und der Fahrer uns sagte, wir sollten alle einsteigen und in ein Hotel fahren, wurde uns langsam klar, hier stimmt etwas nicht. Uns war auch klar, wir bleiben zusammen und bei unseren Fahrzeugen.
Bis 16:00 Uhr saßen wir auf den abfahrbereiten Autos und warteten vor uns hin. Bis es dann doch weiter ging. Wir wurden vom Parkplatz durch eine Schranke eskortiert und standen anschließend vor der letzten Schranke des Zolls in einer Reihe und durften dort erneut warten, diskutieren und noch mehr warten. Die Zöllner präsentierten diverse und immer unterschiedliche Gründe dem Konvoi das Verlassen des Hafengeländes zu verwehren. Teilweise nur 3h geschlafen, kaum bis gar nicht gegessen und genervt. Das war für viele das Stimmungsbild.
Gespräche, Erklärungen, neue Gründe, Erklärungen und neue Gründe. Währenddessen Telefonate, Botschaften, Diplomatie, Politik und hin und her.
Fakt war am Ende des Tages, wir wurden gegen 19:45 Uhr zurück auf den Parkplatz gelotst und durften das Gelände mit den Fahrzeugen nicht verlassen.
Die Stimmung war entsprechend schlecht, doch wir blieben, und das war bemerkenswert für die gesamte Operation, größtenteils „optimistisch“. Wir improvisierten Schlafstätten, fingen an zu kochen und begannen uns von der zehrenden Warterei zu erholen.
Ich schlief mit meinem Schlafsack unter einem sichergestellten Lkw-Auflieger, einige in den Fahrzeugen oder wagten den Versuch ihr Zelt auf dem windigen Parkplatz aufzustellen. Heringe und Asphalt waren dabei aber ein schwieriges Unterfangen. Praktisch an so einem Containerhafen ist natürlich die vorzügliche Beleuchtung mit Straßenlaternen, zu jeder Zeit.